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Barrierefreiheit im Onlineshop

WEB ACCESSIBILITY SCHON BALD VERPFLICHTEND.

Lesedauer: 0 Minuten

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Seit im Juni 2022 der European Accessibility Act (EAA) in nationales Recht umgesetzt wurde, sind ab Juli 2025 auch deutsche Onlineshops verpflichtet ihren Auftritt barrierefrei zu gestalten.

Wir erklären, welche Herausforderungen damit auf Shopbetreiber zukommen, wie sie diesen Herausforderungen begegnen können und warum Barrierefreiheit noch viel mehr Vorteile bringt als reine Rechtssicherheit.

1.0 Wie barrierefrei ist eigentlich Ihr Onlineshop?

Barrierefreiheit ist ab 2025 eine gesetzliche Anforderung. Doch sie ist auch Ihr Schlüssel zu einer besseren Kundenzufriedenheit.  

Erfahren Sie in diesem Artikel, wie Sie Ihren Shop zu einem inklusiven Einkaufserlebnis für alle Ihre Kund:innen machen können. Zudem erklären wir die rechtlichen Anforderungen wie das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz und die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) und geben praktische Tipps zur Umsetzung der Barrierefreiheit in Ihrem Shop. 

2.0 Das Wichtigste auf einen Blick

  • Barrierefreiheit verbessert die User Experience für alle Nutzer:innen und ist daher von entscheidender Bedeutung für Ihren Onlineshop. 
  • Barrierefreiheit ist durch gesetzliche Rahmenbedingungen, wie das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz und die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), vorgeschrieben.  
  • Praktische Tipps zur Umsetzung Ihres Onlineshops für ein inklusives Einkaufserlebnis, das alle Nutzer:innen anspricht. 

3.0 Was ist Barrierefreiheit?

Barrierefreiheit bedeutet, dass alle Lebensbereiche für alle Menschen so zugänglich sind, dass sie diese ohne fremde Hilfe und selbstständig erreichen und nutzen können. Um dies zu ermöglichen, muss die Lebenswirklichkeit jedes Menschen mit seinen unterschiedlichen Fähigkeiten berücksichtigt werden. Im Alltag geht es dabei vor allem um bauliche Barrierefreiheit wie Rampen oder Aufzüge. 

Barrierefreiheit bezieht sich aber nicht nur auf physische Orte. Auch Dienstleistungen, Freizeitangebote, Gebrauchsgegenstände und Kommunikationsmittel gehören dazu.  

Allen Menschen soll die Teilhabe am gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben ermöglicht werden. Sowohl im Berufsleben als auch in der Freizeit. Sind Orte, Räume oder auch Kommunikationsmittel jedoch nicht barrierefrei, bleibt einigen Menschen diese Teilhabe verwehrt. 

So ist beispielsweise ein Rathaus nicht barrierefrei, wenn man zwar über eine Rampe in das Gebäude gelangt, die Formulare aber nicht verständlich formuliert sind oder es keine Hilfsmittel für Menschen mit Sehbeeinträchtigung gibt. 

In der digitalen Welt gehören Aspekte wie die Lesbarkeit von Texten, die Bedienbarkeit von Navigationselementen und die Kompatibilität mit assistiven Technologien wie Screenreadern zur Barrierefreiheit. 

4.0 Warum ist Barrierefreiheit wichtig?

Ziel ist es, die Barrieren für alle Menschen so gering wie möglich zu halten, um somit eine aktive Teilnahme am täglichen Leben zu ermöglichen. Von Barrierefreiheit profitieren alle. Nicht nur Menschen mit und ohne Einschränkung, sondern auch Kindern, Eltern, Senior:innen oder Menschen, die durch einen Unfall vorübergehend eingeschränkt sind. 

Zudem profitieren von einzelnen Maßnahmen auch immer verschiedenen Gruppe. So hilft ein Aufzug nicht nur älteren oder gehbehinderten Menschen, sondern auch Eltern mit Kinderwagen. Texte in Leichter Sprache kommen Menschen mit Lernschwierigkeiten ebenso zugute wie Menschen mit Sprachbarrieren. 

Nur 4% der Behinderungen sind angeboren. In den meisten Fällen führt eine Krankheit oder ein Unfall dazu. Oft geht eine Zudem ist rund ein Viertel der Menschen mit einer schweren Behinderung älter als 75 Jahre, die Hälfte ist zwischen 55 und 75 Jahre alt. Dieser Teil der Bevölkerung ist oder wird auf Barrierefreiheit im Alltag angewiesen sein.  

Ein guter Grund also, in Barrierefreiheit zu investieren. 

5.0 Gesetze zur Barrierefreiheit

Barrierefreiheit ist mittlerweile in vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben. Die Nichteinhaltung dieser Vorschriften kann rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen und dem Image eines Unternehmens schaden. 

Es gibt verschiedene Gesetze zur Barrierefreiheit: 

Die UN-BRK ist ein Übereinkommen der Vereinten Nationen (UN) über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Der völkerrechtliche Vertrag aus dem Jahr 2006 gilt in allen Staaten, die die UN-BRK ratifiziert haben. Seit März 2009 gilt er auch in Deutschland. 

Menschenrechte sollen uneingeschränkt für alle Menschen gelten. Dazu gehört die barrierefreie Gestaltung von öffentlichen Gebäuden und Plätzen, aber auch von öffentlichen Internetseiten. Auch Unternehmen sind aufgefordert, Menschen mit Behinderungen zu integrieren, um Teilhabe zu ermöglichen. 

Das BGG gilt für öffentliche Einrichtungen wie z.B. die Agentur für Arbeit und soll die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben gewährleisten.  

Es verpflichtet öffentliche Einrichtungen auch, ihre Internetauftritte und mobilen Anwendungen barrierefrei zu gestalten. 

Die BITV ergänzt das BGG und gilt für Websites und alle öffentlich zugänglichen Internetangebote von Behörden und Verwaltungen des Bundes. Alle Websites des Bundes sollen barrierefrei sein. Es wurde auf Basis der WCAG entwickelt und orientiert sich an den vier Prinzipien: Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit, Robustheit. 

Die Web Content Accessibility Guidelines aus dem Jahr 2008 bieten klare Angaben zur technischen und visuellen Umsetzung und legen Standards für barrierefreie Webauftritte fest.  

Der Katalog ist nach den vier POUR-Prinzipien gegliedert: Wahrnehmbarkeit (Perceivable), Bedienbarkeit (Operable), Verständlichkeit (Understandable), Robustheit (Robust).  

Er gliedert sich zusätzlich in drei Stufen der Barrierefreiheit. Es wird zwischen den Stufen A, AA und AAA unterschieden. Diese geben spezifische Kriterien für die Zugänglichkeit vor, wie beispielsweise Textalternativen für nicht-textuelle Inhalte, die Lesbarkeit von Texten und die Kompatibilität mit assistiven Technologien.  

Die Einhaltung dieser Gesetze und Richtlinien ist ab 2025 verpflichtend, andernfalls drohen Klagen. Für Unternehmen ist es daher entscheidend, sich mit diesen Vorgaben auseinanderzusetzen und ihre Onlineshops und Websites entsprechend anzupassen.  

Eines der wichtigsten Gesetze für Betreibende von Onlineshops in Deutschland ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG).  

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz setzt die Europäische Barrierefreiheitsrichtlinie (Richtlinie 2019/882 des Europäischen Parlaments) um. Es hat das Ziel, allen Menschen die Teilhabe am Wirtschaftsleben zu ermöglichen.   

Unternehmen sind demnach verpflichtet, öffentliche digitale Angebote, Websites und mobile Anwendungen so zu gestalten, dass sie von Menschen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen genutzt werden können.  

Betroffen sind Importeure, Hersteller:innen und Händler:innen von verschiedenen Produkten und Dienstleistungen. Ausgenommen sind kleine Unternehmen, die Dienstleistungen anbieten, weniger als zehn Mitarbeitende beschäftigen und deren Jahresumsatz 2 Millionen Euro nicht übersteigt. Wenn kleine Unternehmen jedoch Produkte vertreiben, gilt das BFSG auch für sie. 

Das BFSG ist ab dem 25. Juni 2025 verflichtend, andernfalls drohen Klagen. Für Unternehmen ist es daher entscheidend, sich mit diesen Vorgaben auseinanderzusetzen und ihre Onlineshops und Websites entsprechend anzupassen. 

6.0 Was ist Barrierefreiheit im Internet?

Barrierefreiheit im Internet bedeutet, Websites, Shops und mobile Apps so zu gestalten, dass sie für Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen zugänglich und nutzbar sind. 

Die Vorteile einer barrierefreien Website sind vielfältig: 

  • Einfacher und selbstständigerZugang zu Informationen und Dienstleistungen 
  • Erweiterte Zielgruppe und verbessertes Kundenerlebnis, was sich positiv auf Kundenzufriedenheit und Conversion-Rate auswirken kann 
  • Besser Indexierung von Suchmaschinen indexiert, was die Sichtbarkeit und das Ranking in den Suchergebnissen verbessern kann 
  • Aufbau eines positiven Markenimages 

7.0 Worauf sollten Betreibende von Websites und Onlineshops achten?

Um eine Website oder einen Onlineshop barrierefrei zu gestalten, müssen Unternehmen verschiedene Anforderungen berücksichtigen, die sich an den unterschiedlichen Arten von Beeinträchtigungen orientieren.    

Diese Anforderungen umfassen: 

Technische Zugänglichkeit:
  • Website oder Shop sind mit allen gängigen Browsern und assistiven Technologien wie Screenreadern oder Sprachsteuerungssoftware kompatibel 
  • Saubere und standardkonforme Programmierung 
Visuelle Barrierefreiheit:
  • Texte sind ausreichend groß und in kontrastreichen Farben dargestellt  
  • Bilder und Videos sind mit Textbeschreibungen versehen sein 
Auditive Zugänglichkeit:
  • Auditive Inhalte wie Videos oder Podcasts sind für Menschen mit Hörbehinderungen mit Untertiteln oder Transkripten versehen  
Kognitive Zugänglichkeit:
  • Website oder Shop verwenden eine klare Struktur und einfache Sprache, um Menschen mit Lernschwierigkeiten oder kognitiven Beeinträchtigungen die Nutzung zu ermöglichen 
Motorische Zugänglichkeit:
  • Navigation ist auch ohne Maus, nur mit der Tastatur oder anderen Eingabehilfen möglich, um Menschen mit motorischen Einschränkungen gerecht zu werden 

8.0 Unsere Tipps für einen Barrierefreien Onlineshop

Um Ihren Shop barrierefrei zu gestalten, können Sie folgende Punkte beachten: 

  • Einfache und klare Navigation: Der Shop sollte eine logische und intuitive Struktur haben. Menüs sollten klar gekennzeichnet und einfach zu bedienen sein. 
  • Alternativtexte für Bilder: Verwenden Sie Alternativtexte für alle Bilder, sodass der Inhalt und die Funktion des Bildes auch für Menschen zugänglich ist, die das Bild nicht sehen können. Screenreader und andere assistive Technologien können ein Bild nicht interpretieren. 
  • Kontrastreiches Design: Achten Sie auf einen ausreichenden Kontrast zwischen Text und Hintergrund, um die Lesbarkeit zu verbessern. 
  • Responsives Design: Ihr Shop sollte auf verschiedenen Geräten und Bildschirmgrößen gut funktionieren, insbesondere auf mobilen Geräten. 
  • Untertitel und Audiodeskriptionen für Videos: Bieten Sie Untertitel und Audiodeskriptionen für alle Videoinhalte an, um sie für Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen zugänglich zu machen. 

9.0 Barrierefreiheit des Onlineshops prüfen

Führen Sie zudem regelmäßig Tests durch, um sicherzustellen, dass Ihr Shop oder Ihre Website auch weiterhin die Kriterien zur Barrierefreiheit erfüllt. 

Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. 

Für einen ersten Überblick bietet sich ein automatisiertes Reporting an. Hierfür gibt es einige, zum Teil kostenlose Möglichkeiten, die über Browser Extensions aufgerufen werden können. Drei der bekanntesten sind Wave, Google Lighthouse und die kostenlose Browsererweiterung von Axe. 

Will man jedoch tiefer in die Materie einsteigen und eine ausreichend gute Qualität der Barrierefreiheit in seinem Onlineshop sicherstellen, reicht ein automatisiertes Reporting in der Regel nicht aus. Hier ist es wichtig, konkrete Fälle aus den Richtlinien mit Expert:innen zu prüfen und konkrete Usability-Tests durchzuführen, die z.B. auch die Nutzung der Anwendung mit assistiven Technologien einbeziehen. 

Dabei ist es wichtig, diese Usability-Tests nicht als einmalige Sache zu betrachten, sondern kontinuierlich immer wieder durchzuführen und so ein entsprechendes Mindset im gesamten Projektteam zu entwickeln. 

10.0 So reagiert Google auf barrierefreie Seiten

Die Barrierefreiheit einer Website wirkt sich nicht nur direkt auf das Nutzererlebnis aus, sondern beeinflusst auch, wie Suchmaschinen wie Google eine Website bewerten und einstufen. 

Hier einige Punkte, wie sich Barrierefreiheit positiv auf die SEO Ihres Online-Shops auswirken kann. 

Verbessertes Crawling und Indizierung: Suchmaschinen wie Google verwenden Bots, um Inhalte zu crawlen und zu indizieren. Eine barrierefreie Website mit einer sauberen, semantischen Struktur und Alt-Texten für Bilder erleichtert diesen Prozess. 

Erhöhte Nutzerbindung: Barrierefreiheit verbessert die Interaktion mit der Website und kann sich positiv auf User Signals auswirken, die Google über Browserdaten messen kann. Positive User Signals können sich wiederum positiv auf die Rankings Ihrer Website auswirken.  

Durch die Optimierung Ihres Shops für Barrierefreiheit können Sie also nicht nur ein breiteres Publikum erreichen und ein positives Image aufbauen, sondern auch Ihre Sichtbarkeit in Suchmaschinen erhöhen und somit mehr Traffic generieren. 

11.0 So kann Lights On Sie bei der Barrierefreien Gestaltung Ihres Shops unterstützen

Die barrierefreie Gestaltung Ihres Onlineshops bietet viele Vorteile und macht ihn für alle Nutzer:innen zugänglich.  

Wenn Sie Ihren Onlineshop barrierefrei gestalten und für die gesetzlichen Anforderungen fit machen wollen, sollten Sie ihn schon heute optimieren. 

Als etablierter Digitalisierungspartner haben wir Expertise mit UX-Audits von Websites und Onlineshops, um deren Benutzerfreundlichkeit, Effektivität und Effizienz zu verbessern.   

So haben wir  z.B. für die Asendia Germany GmbH ein UX-Audit für mehr Zugänglichkeit und Dialogfähigkeit durchgeführt, um den Service für die Zielgruppe besser zugänglich und leichter verständlich zu gestalten. 

Nehmen Sie jetzt Kontakt mit uns auf und lassen sich von unseren UX Expert:innen beraten.   

12.0 Fazit

Die Implementierung von Barrierefreiheit in Online-Shops ist ein entscheidender Schritt, um nicht nur den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden, sondern auch ein inklusives und zugängliches Einkaufserlebnis für ein breites Spektrum an Nutzer:innen zu schaffen.  

Durch die Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse und Einschränkungen werden nicht nur die User Experience und die Kundenzufriedenheit verbessert, sondern auch neue Kundensegmente erschlossen. 

Barrierefreiheit bietet darüber hinaus Vorteile im Bereich der Suchmaschinenoptimierung, da Google und andere Suchmaschinen barrierefreie Seiten bevorzugen. Dies führt zu einer besseren Sichtbarkeit Ihrer Seite in den Suchergebnissen und kann somit den Traffic auf Ihren Onlineshop erhöhen. 

Insgesamt ist Barrierefreiheit ein integraler Bestandteil einer erfolgreichen und zukunftsorientierten Onlineshop-Strategie. Dabei geht es nicht nur um die Einhaltung von Vorschriften, sondern um die Schaffung eines positiven und inklusiven Einkaufserlebnisses für alle Kund:innen, was letztlich zur Stärkung Ihrer Marke und Ihres Geschäftserfolgs beiträgt. 

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Michael AugerDigital Business Consultant